„Wer glaubt, dass Afghanistan allein mit militärischen Strategien gesichert werden kann, der irrt sich dramatisch.“ So Guido Westerwelle, seines Zeichens Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. Warum nicht wie üblich „militärische Mittel“, warum "Strategien" und die gleich noch im Plural, warum soll sich da jemand „dramatisch“ irren? Westerwelle neigt wie eh und je zum rhetorischen Überschuss, und seine Vorliebe für die Vokabel „dramatisch“ lässt er auch nicht zum ersten Mal durchblicken. Die deutsche Hilfe für das vom Erdbeben verwüstete Haiti, sagte er kürzlich, sei „angesichts der dramatischen Lage“ aufgestockt worden. Oder er beklagte, dass der Respekt vor den Menschenrechten von Frauen und Homosexuellen in Honduras „dramatisch" gelitten habe. Schon vor der Wahl, die ihn ins Auswärtige Amt katapultierte, warnte er, eine Zusammenarbeit seiner Partei mit Sozialdemokraten und Grünen werde sich als „dramatischer Fehler" erweisen. Dass Bild den gleichen Ton anschlägt und nun einen „dramatischen Vertrauensverlust für Schwarz-Gelb“ meldet, ist wohl keine Parodie. Das Blatt liebt bekanntlich Dramen, und wie einer in den Wald ruft...
Wir müssen uns nicht zu sprachkritischem Purismus versteigen und behaupten, die lexikalischen Feldfrüchte "Drama" und "dramatisch" seien ausschließlich zum Genuss im Zusammenhang mit dem Theater und seiner Literatur bestimmt. Aber es fällt doch unangenehm auf, dass ausgerechnet der Chef unserer Diplomaten die Zunge nicht zähmt.
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