Freitag, 6. Mai 2011

Feindstrafrecht

Staatsfeind Geronimo (rechts) mit Kampfgefährten                                    Abb: jn-archiv*

Heribert Prantl im Kommentar der Süddeutschen Zeitung von heute: „Das sogenannte Feindstrafrecht propagiert den Ausschluss eines Menschen, eines Feindes, aus dem Recht. Die USA hatten politisch offenbar beschlossen, dass für Bin Laden, der sich von jeglichem Recht entfernt hatte, ein Ausschluss aus dem Recht gelten soll.“ Prantl greift in die richtige Kiste. Falsch ist nur der Eindruck, es handele sich um etwas Neues. Vielmehr übersetzt schon Nicodemus Frischlin in seinem  Nomenclator aus dem Jahre des Herrn 1586 das lateinische Adjektiv exlex mit vogelfrey. Frischlin erklärt, der so gestellte Mitmensch sei „dem Angriffe jedermanns freigegeben, ohne gesetzlichen Schutz, geächtet“, und er fügt hinzu, der Ausdruck gehöre nicht der "alten Rechtssprache" an. Als vogelfrei, so erfahren wir ferner im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm (Bd.26, Sp.407ff), gelten unter Gelehrten zum Beispiel der Spitzbube und der Hanswurst. Mit einer Erörterung modernen Feindstrafrechts handelte sich vier Jahrhunderte später der Regensburger Rechtswissenschaftler Günther Jakobs erhebliche Kritik ein. Ein juristischer Dauerbrenner also, bei dem es noch nie um Buchstaben von Gesetzen ging, sondern immer nur um Macht und Gelegenheit, wenn es galt, andere für exlex zu erklären und gewaltsam zum Tode zu befördern.
Und noch etwas: Der Deckname, den die US-Behörden dem Überfall der Navy Seals auf Osama Bin Ladin im pakistanischen Abbottabat gaben, lautete bekanntlich Geronimo. Das passte insofern, als Geronimo (1829-1909), der Kriegshäuptling der Chiricahua-Apachen, die weißen Amerikaner seiner Zeit zur Weißglut trieb. Dass ihn keine Kugel töten werde, versprach er seinen Anhängern dennoch hoch und heilig, und so kam es tatsächlich. Als der Staatsfeind einsehen musste, dass er den Weißen nicht gewachsen war, einigte er sich irgendwie mit ihnen. Statt noch länger mit Pfeil und Bogen zu schießen, begann der Liebhaber langer Flinten (s.Abb.), mit  den Waffen der Rothäute einen schwunghaften Handel zu treiben. Im Alter von 80 Jahren stürzte er von seinem Pferd in ein Bachbett. Drei Tage später starb er ganz unheroisch an Lungenentzündung
* Mit besten Dank für den Hinweis auf das Bild an die FAZ, die Geronimo heute morgen auf ihre Seite 1 gestellt hat 

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