Sonntag, 6. Februar 2011

Wiedereröffnung

Baumarktangebot: Nofretete als Tapete
(484 x 728 cm)        
                             foto: vip-tapete
Fluch  nicht auf das Wetter. Fluchen hilft nichts, du ärgerst dich nur noch mehr über deine Triefnase und deine nassen Füße... Der väterliche Rat, unverkennbar norddeutsch, hat auch noch nach mehr als sieben Jahrzehnten Hand und Fuß. Also gut, der Himmel ist grau, und es regnet. Wie es mir vorkommt, seit Monaten. Der Regen tropft sogar durch die Decke des Arbeitszimmers. Aber ich fluche nicht, und eröffne den Unbilden zum Trotz wieder die Produktion der Randbemerkungen, die Mitte Dezember dem Winterschlaf zum Opfer gefallen sind. Wiedereröffnung mit einem Zitat, so schön, dass es zitiert werden muss: „Als Ludwig Borchardt am 6. Dezember 1912 die Büste der Nofretete aus dem Wüstensand zog, bahnte sich in Europa gerade ein fundamentaler Wandel des weiblichen Schönheitsideals an. Statt Rundlichkeit begann man Schlankheit zu bevorzugen, statt Grübchen, Stupsnase und Kussmündchen ebenmäßige Gesichtszüge, straffe Nasenrücken und konturierte Lippen. Auf den Bühnen von London, Paris New York und Berlin triumphierte Oscar Wildes Salomé, gespielt vom neuen Typs der nervösen Schauspielerin. In der Malerei wurden Gustav Klimts Frauen dünner und sphinxhafter, und Egon Schiele malte seine ersten mageren Lulus.“ Triumph des Feuilletons über dass Wetter (Dieter Bartetztko in der FAS vom 6. Februar 2011, S. 8, leider noch nicht im Netz). Nachfrage: Sind die Sonne und der Wüstensand in Ägypten noch, was sie einmal waren? – Bis demnächst jn

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