Oktobersonnentag am Elbstrand foto: jn |
Des Volkes wahrer Himmel am 9. Oktober 2010 gegen 17 Uhr am Elbstrand. In der Innenstadt schlagen Demonstranten zehn Thesen gegen das Sparpaket des Hamburger Senats an die Tür der hanseatischen Finanzbehörde. Die Kultur leidet am lautesten. Ein 26-jähriger Oberfeldwebel vom Fallschirmjägerbataillon 313 aus Seedorf/Niedersachsen ist in Po-e Khomri nahe Kundus einem Selbstmordattentat zum Opfer gefallen. Bundeskanzlerin und Bundesverteidigungsminister sprechen den Leidtragenden das Beileid aus. Auf der Ostsee brennt eine Fähre. Auch die Bundesmarine eilt dem Schiff zur Hilfe. Niemand weiß, ob der Dissident Liu Xiaobo in seiner Gefängniszelle in Jinzhou/Liaoning schon erfahren hat, dass ihn in Oslo ein Komitee aus vier Norwegerinnen und einem Norweger mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet hat. Unterdessen geht der Zank um Thilo Sarrazins Behauptung weiter, Deutschland schaffe sich selber ab. Der Historiker Hans-Ulrich Wehler springt dem Unruhestifter erneut zur Seite: Die Kritiker sollen endlich umschalten und über die Probleme reden, die Sarrazin auf den Tisch geworfen hat. Und Stuttgart 21? Ach ja, die Stuttgarter sind erstaunliche Leute; zu ihrer Obrigkeit fällt niemandem etwas Neues ein. Auf den Strand der Elbe aber scheint die Oktobersonne, und alles andere ist weit weg. Sehr weit.
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